Sequoiadendron giganteum im Mariposa Grove im Yosemite Nationalpark

Beständigkeit und Langlebigkeit ein kostbares Gut vergangener Tage?

Ende des vergangenen Monats ist unser kleiner Kompressor kaputt gegangen. Er hat uns immer sehr gute Dienste geleistet und war stets zur Stelle wenn mal ein Fahrrad, eine Karre, ein Anhänger im Betrieb nicht mehr wollten weil ihnen die Luft ausgegangen war. Sicher fragt sich schon jetzt der ein oder andere: “Was will der Christian Nielsen uns jetzt damit sagen?” Oder: “Was hat das jetzt mit Pflanzen zu tun?” Aber abwarten! Wir haben also den Kompressor zur Werkstatt vor Ort gebracht und zwei Tage später war klar, dass die Reparatur mehr als 50% des Neupreises eines vergleichbaren Modells bedeutet hätte. Der Motor war nicht mehr zu retten und hätte ausgetauscht werden müssen.

Da war schnell klar, dass sich das Reparieren nicht mehr wirklich lohnt und ein neues Gerät her muss. Aber welchen nehmen? Geräte und Hersteller gibt es viele und ebenso viele Preisklassen. Ich vermute wie bei mittlerweile fast allen Elektrogeräten steht die Qual der Wahl im Raum und die Frage wie viel Geld sollen wir ausgeben? Da habe ich mir den einstigen, treuen Helfer noch einmal angeschaut und auf dem Typenschild stand Baujahr 1978! Ich habe gedacht ich schau nicht richtig und musste es dann aber glauben. Der Kompressor ist bzw. war älter als ich und womöglich war sogar mein Großvater noch am Kauf beteiligt gewesen. Das ist ein starkes Stück dachte ich mir. Mein erster Gedanke war gleich, ob denn der neue dann auch so lange durchhalten würde? Vermutlich nicht, aber es gibt ja Hoffnung und das billigste Modell aus dem Baumarkt ist es natürlich auch nicht geworden.

Der Kompressor ist noch aus einer Zeit wo auch elektronische Geräte viel Geld gekostet haben und nicht selten viele Jahre oder Jahrzehnte gehalten haben. Sicher kosten Fernseher, Staubsauger und auch Kompressoren auch heute noch viel Geld, aber unzählige Tests haben mittlerweile ja bewiesen, dass die Geräte günstiger produziert werden, um am Markt konkurrenzfähig zu sein und nicht die potenziellen Kunden zu verschrecken. Oft geht das auf Kosten der Haltbarkeit und durch die günstigen Preise und die hohen Lohnkosten lohnt sich dann eine Reparatur nicht mehr.

Diese Vorgeschichte war nötig um auch mich auf den springenden Punkt zu stoßen. Im Prinzip ist es mit Elektrogeräten wie mit vielen, vielleicht fast allen Gütern unseres täglichen Lebens. Die Bezahlbarkeit ist wichtig und die Beständigkeit kann man als Kunde oft gar nicht einschätzen noch zweifelsfrei in Verbindung mit dem Preis setzen.

Diese Überlegung führte dazu, dass ich mir Gedanken über mein Produkt gemacht habe. Denn so gesehen gilt was ich hier beschrieben habe nicht nur für Konsumgüter wie Lebensmittel oder Elektrogeräte. Auch meine Pflanzen bzw. Pflanzen an sich können so und so produziert werden und für den Kunden ist es teils auf den ersten Blick oder vom verheißungsvollen Foto aus der Werbung nicht ersichtlich was man da gerade kauft. Ist es nun eine gute UND günstige Pflanze oder wurde da an der Haltbarkeit gespart?

Egal ob kleine Heide oder großer japanischer Ahorn. Unser Ziel ist es Pflanzen heran zu ziehen die Haltbar sind und von denen man nach diesen knapp 40 Jahren, die der Kompressor gearbeitet hat, auch noch sagen kann: “Wow, ist das ein schöner Rhododendron!”, oder  auch hierzulande ein Japanischer Ahorn einige Jahrzehnte im Garten steht und man ehrfürchtig davor steht und sich an seiner Schönheit erfreut. Sicher versuchen auch wir unsere Pflanzen möglichst günstig und gewinnbringend heran zu ziehen. Wir nutzen Folienhäuser für ein Extra an natürlicher Wärme und Energie, nutzen zusätzliche Bewässerung und natürlich auch Dünger um die Pflanzen groß zu bekommen. Es gibt für alles ein Optimum! Aber das optimale ist nicht immer für alle Faktoren gleich. Denn am Beispiel des Japanischen Ahorn kann man mit viel Dünger, Wärme und Wasser viel Wachstum erreichen, also ein Optimum an Gewinn erzielen. Doch je mehr Dünger man gibt, desto schwächer wird das Gewebe der Pflanze und desto anfälliger ist sie für Wind, Wetter, Kälte und Krankheiten. Wie beim Menschen auch lässt zu viel “gute”, energiereiche Nahrung unser Gewebe wachsen und speichert die Nährstoffe für schlechte Zeiten. Zu viel ist nicht gesund, das weiß jeder.

Mir ist es wichtig, dass die perfekte Pflanze nicht auf Kosten der Gesundheit geht. Natürlich soll die Pflanze wachsen und für einen Gewinn verkauft werden. Denn auch unsere Mitarbeiter, wir und der neue Kompressor müssen von etwas bezahlt werden. Wir suchen unser Optimum  in der Haltbarkeit. Wir düngen die Pflanzen, aber nicht so viel, dass die Haltbarkeit leidet, denn das wäre über das Ziel hinaus geschossen. Wir versuchen unsere Pflanzen wettbewerbsfähig zu produzieren und anzubieten. Wir sind nicht unbedingt die günstigsten, aber genau dort müsste man sich auch die Frage stellen, ob das unter normalen Umständen gut für den Kunden produziert werden kann.

Wir möchten, wie auch in den Anfängen unserer Baumschule vor 90 Jahren, ein langlebiges, beständiges Produkt anbieten und verkaufen und wir hoffen Sie als Kunden wissen das nach wie vor zu schätzen. Die Langlebigkeit ist schließlich das was Bäume und Pflanzen ausmacht und oft Generationen verbindet.